Inflation in der Schweiz

Gerade in den vergangenen Wochen und Monaten kommt ein Begriff immer häufiger in den Medien auf. Von New York Times bis NZZ, in allerlei Medien wird von der Inflation berichtet.

Wie durch die Google Search Trends eindeutig zu erkennen, sind die Suchen nach dem Begriff ‚Inflation‘ auf einem Fünfjahreshoch. Aus diesem Grund und auch weil es für die Kreditvergabe relevant ist, lohnt es sich die derzeitige Lage genauer zu betrachten und einen Blick in die Vergangenheit zu werfen.

Die jährliche Inflation beschreibt den Preisanstieg eines bestimmten Korbes an Produkten, Rohstoffen und Dienstleistungen innerhalb eines Jahres (IMF, 2022). Was genau in einem solchen Korb enthalten ist, sprich die Methodik der Berechnung selbst, unterscheidet sich basierend auf der berechnenden Institution und kann beispielsweise für die USA, EU, oder Switzerland  immer transparent eingelesen werden.

Gerade in den Medien wird die Inflation oft sehr negativ dargestellt, da die Inflation eine Erosion der Kaufkraft beschreibt, sofern sich Löhne der Inflationsrate nicht anpassen. Warum gibt es also Inflation überhaupt? Eine geringe, jedoch positive Inflationsrate wirkt sich generell positiv auf das Wirtschaftswachstum einer Nation aus. Das Mindern der Kaufkraft durch nicht anlegen des Geldes incentiviert sowohl Firmen als auch Privathaushalte ihr Geld anzulegen und somit die Wirtschaft zu unterstützen. Dies ist auch der Grund, warum die meisten Nationalbanken ein klares, positives Inflationsziel haben. Die Schweizerische Nationalbank beispielsweise hat das Ziel eine ‚Preisstabilität‘ zu gewährleisten. Dies definiert die SNB mit einer Inflationszielrate von < 2.0% per annum (SNB, 2022). Die Europäische Zentralbank hingegen hat eine langfristige Inflationszielrate von exakt 2.0% (EZB, 2022). Dies erlaubt zwar kurzfristige, jährliche Schwankungen, die sich über einen langen Zeitraum jedoch ausgleichen sollen. Man sieht also, die Methodik unterscheidet sich von Zentralbank zu Zentralbank, aber ein gemeinsames Ziel ist erkennbar.

Nun sind die derzeitigen Medien allerdings nicht ohne Grund gefüllt mit Artikeln über Inflation, weil sich diese im Zielrahmen befindet. Ganz im Gegenteil, viele Nationen berichten von stark erhöhten Inflationsraten.

Angefangen hat dies mit der Türkei, die Anfang 2022 extrem erhöhte Inflationsraten verzeichnete. Im Januar berichtete die Türkische Zentralbank eine YoY Inflationsrate von 35% (BBC, Jan 2022). Historisch gesehen hatte die Türkei schon öfters mit hohen Inflationsraten zu kämpfen, aber mit zunehmender Stabilisierung des Landes, hat sich diese auf einem gesunden Mass eingependelt. Dies endete im Jahr 2021, als die Türkei zum ersten Mal seit knapp 20 Jahren erneut eine jährliche Inflationsrate von > 20% verzeichnete.

Figure 2: Daten: the world bank (Eigene Illustration)

Aber nicht nur die Türkei verzeichnet eine erhöhte Inflation. Auch andere Länder und Regionen kämpfen mit einer Erhöhung. Dieses Thema wird auch immer bedeutender in der EU und der Schweiz. Gerade in den letzten Monaten ist die Inflationsrate – wenn auch verschieden stark – angestiegen. Wie oben bereits erläutert, strebt die EZB eine Langzeitinflationsrate von 2% an, sowie die SNB eine jährliche Inflationsrate von unter 2%. Beide dieser Ziele scheinen in den letzten Monaten immer unwahrscheinlicher. Die zuletzt veröffentlichen Zahlen aus dem Monat März zeigen, dass die Inflationsrate in der EU im Monat März auf YoY-Basis um 7.8% und in der Schweiz um rund 2.4% gestiegen ist.

Den Zentralbanken ist nicht nur das Verfehlen der gesetzten Ziele ein Dorn im Auge. Auch der deutlich zu erkennende Trend der steigenden Inflationsraten ist eine beunruhigende Entwicklung für die kommende Geldpolitik. Nicht länger können Zinsen beliebig tief bleiben, um die Wirtschaft zu unterstützen. Im Gegenteil, die extrem lockere Geldpolitik der letzten zwei Jahre scheint nun Folgeprobleme zu verursachen. Zwar wird sich erst zeigen, ob diese erhöhten Inflationsraten länger ein Problem darstellen oder ob sie – wie die amerikanische Notenbank FED behauptet – vorübergehend sind.

Schaut man sich die Langzeitentwicklung der Inflationsrate in der EU und der Schweiz an, so ergibt sich allerdings auch hier kein entlastendes Bild.

Klar ist, dass wohl auch in mittelfristiger Zukunft die Zinsen wieder erhöht werden und das Tiefzinsniveau der letzten Jahre nicht so schnell zurückkehrt. Dazu kommt, dass die Zinsen für Festzinspapiere und Staats-, sowie Unternehmensanleihen weiter sehr niedrig sind und die zukünftige Entwicklung der Inflationsrate ungewiss bleibt. Investoren sollten sich daher bewusst bleiben, dass langfristige Investitionen in festverzinste Anlagen heikel sind, und das Risiko-Ertrag-Verhältnis genauestens beobachtet werden muss.

Ich schreibe neu für euch über aktuelle Themen rund um den Finanzbereich!

Euer Niklas

 

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